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Melun music conservatory

Die Schule für Musik und Tanz liegt an einer großen Straßenkreuzung der Stadt und ist Teil eines umfassenderen Stadterneuerungsprojekts.

Das Gebäude trägt den Namen „Die zwei Musen“. In ihm konnten die beiden bis dahin separat untergebrachten  Musik- und Tanzschulen der Stadt Melun unter einem Dach vereint werden. „42 Prozent der Sozialwohnungen der Stadt liegen in der Nachbarschaft des neuen Gebäudes”, erklärt der Stadtrat für Kultur Renée Wojeik. „Wir haben diesen Ort gewählt, um Kinder aus Familien der unteren Einkommensschichten zur Entdeckung von Musik und Tanz zu ermutigen.”

Die Architekten François Defrain und Olivier Souquet strebten nach einem Leuchtturmgebäude in einem etwas unstrukturierten städtischen Gefüge aus offenen öffentlichen Räumen und einer Reihe von unterschiedlichen Gebäuden (vorstädtische Terrassenhäuser und Wohnblocks aus den 1960er Jahren). „Wir haben versucht ein Gebäude mit zwei Gesichtern zu schaffen” erklärt Olivier Souquet; „wie Janus, der doppelgesichtige römische Gott der Türen und Tore, des Anfangs und des Endes.” Der höhere Gebäudeteil an der Westseite beherbergt die vielseitige Veranstaltungshalle mit einem Fassungsvermögen von einhundert Zuschauern. Der große Vorhof vor dem Westflügel markiert den Haupteingang des Gebäudes, bettet es in die Nachbarschaft ein und macht es leicht zugänglich für die Schülerinnen und Schüler. Der längere, etwas niedrigere Ostflügel beherbergt auf zwei Etagen eine Reihe von Unterrichts- und Übungsräumen, die Büros der Schule sowie zwei Aufnahmestudios. 

Die Außenansicht des Gebäudes ist imposant aufgrund der stark kontrastierenden Materialien der Fassadenverkleidung. Der obere Teil besteht aus einer dunkelgrauen Ziegelverkleidung, während die unteren Abschnitte aufgrund der Verkleidung mit Platten aus einer Kupferlegierung in einem warmen Goldton schimmern (Tecu Gold).

Der schimmernde, fast zerbrechliche Anblick der Kupferverbindung kontrastiert mit der sehr eng, beinahe ohne sichtbare Fugen gemauerten Ziegelsteinfassade, die ihm fast das raue Aussehen einer trockenen Steinwand verleiht. Versprengte Abschnitte aus helleren Ziegelsteinen schaffen ein willkürliches Muster auf den Ziegelwänden, während die senkrechten Grate der Kupferverkleidungen die anderen Fassadenteile vertikal strukturieren. “Die Dichotomie aus eleganter Zurückhaltung der dunklen Ziegelmauern einerseits und dem reichen Schimmer der mit Kupferlegierung verkleideten Fassadenteile soll das Gebäude wie eine Musikbox aussehen lassen. Die Wirkung der Wände wird unterstrichen von den unterschiedlichen Öffnungen”, erklärt Olivier Souquet. So soll zum Beispiel die abgeschrägte Fensterlaibung im oberen Stockwerk an den Rahmen einer Harfe erinnern, wobei die Sonnenblenden aus Stahl senkrecht verlaufen, um wie Harfensaiten zu wirken.

Vom Haupteingang gelangt man in den Hauptgang, der die beiden Gebäudeflügel miteinander verbindet. Eine komplett verglaste Wand taucht den Empfang in natürliches Tageslicht. Die schräge Akustikdecke aus weißen, perforierten Gipsplatten reflektiert und akzentuiert die natürliche Beleuchtung zusätzlich. Die schwungvoll marmorierte Maserung des Furniers aus gefladertem Holz von American red elm (Rot-Ulme) sticht an der Empfangstheke hervor. Auch die Doppeltür, die in den Veranstaltungsraum führt, ist aus American red elm (Rot-Ulme) gefertigt; aber hier verläuft die lebhafte Maserung senkrecht und hebt sich so von den einfachen dunkelgrauen Steinfliesen auf dem Boden ab. Die Liebe zum Detail kommt auch in der Beschilderung im Gebäudeinneren zum Ausdruck, die aus Blöcken aus American red elm (Rot-Ulme) mit eingeritzten Symbolen besteht. Der Veranstaltungsraum hat einen traditionellen Parkettboden aus massivem Buchenholz, der auf Dielenlager aufgebracht ist. Die schwarze Konzertmuschel an der Bühnenrückwand ist aus speziellen Holzpaneelen aus Eichenfurnier gefertigt, das gefärbt wurde, um wie Wenge auszusehen.



RED ELM (ROT-ULME) VERSTRÖMT EINE WARME ATMOSPHÄRE IN DER MUSIKGALERIE

Auf der anderen Seite der Eingangshalle erstreckt sich eine weite Galerie durch den Ostflügel des Gebäudes. Eine lange Bank aus massivem Eichenholz bietet Sitzgelegenheiten für die Eltern. Eine Reihe von Möbelstücken trennen die links von der Galerie liegenden Büroräumlichkeiten visuell von den Übungsräumen auf der rechten Seite. Die ebenerdig gelegenen Übungsräume sind den jüngeren Schülerinnen und Schülern vorbehalten, weil sie vom Haupteingang aus am einfachsten zu erreichen sind. Von der Hauptgalerie führen schmale Gänge zu weiteren Übungsräumen mit Zweitürigem Schleusensystem für lautere musikalische Aktivitäten. Die erste Tür links in der Galerie führt ins Sekretariat der Schule. Hier findet man ein weiteres tiefliegendes Holzfenster mit breitem Fensterbrett aus wunderschön gearbeiteter American red elm (Rot-Ulme). Alle Türen im Gebäude sind mit red elm (Rot-Ulme) verblendet, wie auch die speziell gearbeiteten Türzargen, die Volumen und Masse verleihen: Alle Türoberflächen auf beiden Stockwerken zusammen ergeben eine Fläche von 130 m². Um Rhythmus und Abwechslung zu schaffen, wählten die Architekten unterschiedliche Weiß- und Grauschattierungen für die Wandverkleidung zwischen den Türen, auf einigen Wandflächen teils bis unter die Decke (insgesamt 110 m²) furnierte MDF-Platten aus gefladertem Holz von American red elm (Rot-Ulme). „Wir arbeiten zum ersten Mal mit dieser Holzart und sind sehr zufrieden mit der Textur und den warmen Tönen, die das Holz in der Musikschule verbreitet, wie auch mit der gut sichtbaren Wechseldrehwuchs-Maserung”, kommentiert Olivier Souquet. Die Lichtbänder laufen oben an den Wänden unter der Decke, um gedämpfte indirekte Beleuchtung zu schaffen, die weiche Schatten auf den hölzernen Innenausbau und den Steinfußboden wirft. Am Ende der Galerie haben die Architekten einen Patio geschaffen, der noch mehr natürliche Beleuchtung sowohl in die Übungsräume im Erdgeschoss als auch in die Räumlichkeiten für den Tanzunterricht im Obergeschoss bringt. Der versteckte Innenhof bildet einen ruhigen Raum innerhalb des Gebäudes, der die Konzentration fördert. Das goldglänzende Licht seiner Wände fließt sanft über die geneigten Decken bis in den angrenzenden Flur, der um den Innenhof und in die Tanzräumlichkeiten im Obergeschoss führt.



EIN HELLES, SONNENDURCHFLUTETES OBERGESCHOSS ZUM TANZEN

Das obere Stockwerk ist ausschließlich der Tanzschule vorbehalten. Besucher erreichen es über die Haupttreppe. Das vom Architekten entworfene elegante Geländer verbindet massives Eichenholz mit Edelstahl. Das gebeizte Geländer schließt nicht mit dem oberen Treppenabsatz ab, sondern läuft weiter an der Wand und der gläsernen Ballustrade entlang, die den Treppenschacht umrahmt. Das erste Stockwerk hat eine ähnliche Aufteilung wie das Erdgeschoss. Allerdings ist die Hauptgalerie etwas schmaler als unten und in natürliches Licht getaucht, das von oben und durch die Erkerfenster (mit Blick auf den Innenhof) eindringt. Auch auf dieser Etage sind alle Türen mit  American red elm (Rot-Ulme) beschichtet. Die beiden Tanzsäle haben Grundflächen von 194 m² und 121 m² mit hohen Decken und raumhohen Fenstern für möglichst gute Tageslichtbeleuchtung. Der Boden im größeren Saal hat ein geöltes Junckers-Eichenparkett mit breiten Dielen. Die Fassade im Obergeschoss ist leicht zurückgesetzt von der Straße, so dass einer der Tanzsäle über eine Dachterrasse verfügt.

Von den maßgeschneiderten Schreinerarbeiten aus American red elm (Rot-Ulme) über die detaillierten Ziegelsteinfassaden bis zu den leicht eingedellten Oberflächen der Platten aus Kupferlegierung zeugen alle Elemente der architektonischen Ausdruckskraft dieses Gebäudes vom Know-How der Fachleute, die diese Materialien so kunstvoll eingesetzt und geformt haben.

Architekt: DE-SO architectes

Holzart :  (American elmUlme)

Bild: Hervé Abbadie