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WÄRME, WOHLBEFINDEN UND “WOW”-FAKTOR

Der europäische Markt war für die Lieferanten von amerikanischer Rot-Eiche bisher eher Anlass zu Frustration. Diese Laubholzart ist in den USA am weitesten verbreitet und auf diese Weise auch am nachhaltigsten. In den USA selbst wird sie in einer auβerordentlich breiten Palette von Produkten und Verwendungen eingesetzt, darunter am Bau, im Innenausbau und in der industriellen Serienfertigung. Auch andere Märkte wie China und Japan weisen eine schier unersättliche Nachfrage nach amerikanischer Rot-Eiche auf.  Nur in Europa hinkt die Nachfrage weit hinter der Popularität der ihr verwandten und omnipräsenten amerikanischen Weiβ-Eiche hinterher.

Für den Durchbruch im europäischen Markt brauchte es ein groβes Vorzeigeprojekt, sagen Bewunderer, um die ästhetischen und technischen Qualitäten dieses Holzesherauszustellen. Das gibt es nun – und was für eins! Mehr geht nicht in Gröβe und Qualität in Sachen Vorzeigeeffekt als der gerade neu eröffnete, über 100.000 Quadratmeter groβe europäische Hauptsitz für Bloomberg, den Branchenriesen im Bereich Medien, globale Finanzdaten und Software. 

Entworfen wurde das höchsteindrucksvolle Gebäude in der Londoner City von einem Foster + Partners-Team unter der Führung von Lord Norman Foster selbst, und es wird schon hoch gehandelt für kommen Architekturpreisverleihungen. Es wurde auch hinsichtlich seiner Umweltauswirkungen bewertet und bekam die für ein Bürogebäude absolute  Rekordwertung von 98,5 Prozent im sogenannten BREEAM-Rating (“Building Research Establishment Environmental Assessment Methodology”) für “grüne” Gebäude.

Für den Durchbruch der Rot-Eiche in Europa ist das Gebäude noch wichtiger geworden seit der Aussage des Projektarchitekten Michael Jones, dass das Holz nicht einfach als dekoratives Element genutzt wurde, sondern im Mittelpunkt der Ästhetik des Innenausbaus und der Ziele des Designers bezüglich Nachhaltigkeit und der Erzeugung von Wohlbehagen steht. Das Holz wurde zudem in erheblichem Ausmaβ eingesetzt: allein für den Bodenbelag 37.160 Quadratmeter.

Auf die Frage nach dem Warum der Materialwahl und warum soviel davon erinnert sich Jones an die ersten Gespräche mit dem Bloomberg-Chef Michael Bloomberg zurück:


„Der Firmensitz war bisher in bereits existierenden Geschäftsgebäuden angesiedelt, aber für das europäische Hauptquartier wollten sie etwas für das Unternehmen Maβgeschneidertes,” erzählte er. “Das wollten sie durch zeitgemäβe Architektur zum Ausdruck bringen, wobei sie das Gebäude gleichzeitig stark in der Umgebung und im historischen Kontext einbetten wollten, auch mittels geeigneter Materialwahl. Deshalb nutzten sie viel Bronze und Derbyshire Spat (Bluejohn), insgesamt 9.000 Tonnen, aber eben auch sehr viel Holz; denn all diese Materialien sind  in London typisch und weit verbreitet. Diese Materialien sollten auf erfrischende, neue Weise eingesetzt werden.”

Für den Durchbruch der Rot-Eiche in Europa ist das Gebäude noch wichtiger geworden seit der Aussage des Projektarchitekten Michael Jones, dass das Holz nicht einfach als dekoratives Element genutzt wurde, sondern im Mittelpunkt der Ästhetik des Innenausbaus und der Ziele des Designers bezüglich Nachhaltigkeit und der Erzeugung von Wohlbehagen steht. Das Holz wurde zudem in erheblichem Ausmaβ eingesetzt: allein für den Bodenbelag 37.160 Quadratmeter.

Auf die Frage nach dem Warum der Materialwahl und warum soviel davon erinnert sich Jones an die ersten Gespräche mit dem Bloomberg-Chef Michael Bloomberg zurück:


„Der Firmensitz war bisher in bereits existierenden Geschäftsgebäuden angesiedelt, aber für das europäische Hauptquartier wollten sie etwas für das Unternehmen Maβgeschneidertes,” erzählte er. “Das wollten sie durch zeitgemäβe Architektur zum Ausdruck bringen, wobei sie das Gebäude gleichzeitig stark in der Umgebung und im historischen Kontext einbetten wollten, auch mittels geeigneter Materialwahl. Deshalb nutzten sie viel Bronze und Derbyshire Spat (Bluejohn), insgesamt 9.000 Tonnen, aber eben auch sehr viel Holz; denn all diese Materialien sind  in London typisch und weit verbreitet. Diese Materialien sollten auf erfrischende, neue Weise eingesetzt werden.”

Die Nachhaltigkeit lieβ Foster Holz wählen.

Damit meinen wir nicht nur, dass Holz ein nachwachsender Rohstoff ist, energieeffizient, ein groβer CO2-Speicher mit vielen weiteren Vorzügen, sondern dass es nachhaltig im weitesten Sinne ist,” sagte Jones. „Die Nachhaltigkeit eines Gebäudes hat auch viel mit demWohlbefinden der Menschen zu tun – und Menschen fühlen sich in der Umgebung natürlicher Materialien wohler.”

Dies fiel zusammen mit den technischen Eigenschaften und einem wegen des rosafarbenen Stichs dieser Charge günstigen Preis positiv ins Gewicht bei der Entscheidung von Bloomberg und Foster für die Rot-Eiche. „Wir wollten eine Holzart mit warmer Ausstrahlung, die mit den Jahren reift und noch sanfter wird”, so Michael Jones.

Der Auftraggeber und die Architekten zogen auch andere Holzarten in Erwägung, aber Kirschholz wurde abgelehnt, weil es unter bestimmten Umständen dazu tendiert, unter Lichteinfluss erheblich nachzudunkeln. Europäische und amerikanische Weiβ-Eiche hätten ein zu helles farbliches Finish mit einem Gelbstich, befand man. Das umfangreiche US-Angebot an Rot-Eiche war auch ein Vorteil.

„Manchmal war ich schon etwas nervös, ob wir auch immer fristgerecht genug Holz mit der erforderlichen gleichmäβigen Färbung und Maserung bekommen würden”, kommentierte Jones. „Wir haben die US-Holzindustrie auf eine harte Probe gestellt, aber sie hat bravourös geliefert.”

Das Holz setzt den ersten beeindruckenden Akzent beim Betreten des Gebäudes. Die Bedeutung der Rot-Eiche für die Ästhetik des Innenausbaus wird sofort beim Eintreten in die Lobby klar. Dieser mit 1.858 Quadratmetern Rot-Eiche verkleidete, dramatisch geschwungene Raum mit sich überschneidenden bogenförmigen Wänden wird als “Vortex”(zu Deutsch auch: Wirbel) bezeichnet.

„Der "Vortex" ist - buchstäblich und bildlich gesprochen - eine moderne Interpretation holzgetäfelter Eingangshallen, die man in so vielen klassischen Gebäuden in England und insbesondere in London findet”, sagte Jones dazu.

Dies ist laut seiner Beschreibung nur ein Beispiel dafür, wie bei diesem Gebäude durch Innovation die Einsatzmöglichkeiten für Holz als Baumaterial erweitert werden konnten.

„So viel vertikale Holzverkleidung barg das Risiko eines hallenden Echos. Deshalb wurde das Holz per Laser mikro-perforiert. Durch die kaum sichtbaren Löcher kann es Schall absorbieren, ohne dass die Ästhetik darunter leidet. Man sieht sie erst, wenn man 20 Millimeter entfernt steht ”, erläuterte er.

Im Mehrzweckraum neben dem groβen Auditorium des  Gebäudes, einer flexibel verwendbaren Räumlichkeit für Zusammenkünfte und  Vorträge, wurde wiederum Rot-Eiche - hier als Brettschichtholz - markant eingesetzt, insgesamt 1.350 Kubikmeter, inklusive der Lamellenwände, die den Raum definieren.

Die mutige Entscheidung, auch für den Bodenbelag Holz zu wählen, ergab sich bei einer Zusammenkunft von Bloomberg und Jones in New York; sie stellte vielleicht die gröβte technische Herausforderung dar.

„Wir sprachen über verschiedene Optionen für den Bodenbelag und er fragte nur: „Warum können wir kein Holz nehmen? ”, so Jones. „Trittschall ist der Hauptgrund, warum man Holz nicht so häufig in Bürogebäuden findet – und das Bloomberg-Gebäude kann knapp 7.000 Menschen fassen. Auβerdem musste der Zugang zu den im Unterboden verlegten Kabel und Leitungen gewährleistet werden. Wir wollten die Ästhetik einer fugenlosen, homogenen Oberfläche, aber konventionelle Nut- und Federdielen hätten gröβte Probleme bereitet in Bezug auf die Zugänglichkeit der Kabel für Kommunikationssysteme und andere unter dem Boden verlegte Leitungen.”

Einmal mehr konnten durch Innovation technische und funktionelle Hürden genommen werden. Bloomberg entwickelte zusammen mit dem Bauherren sowie mit dem Material- und Gebäudesystemlieferanten Kingspan eine Lösung, bei der die einzelnen Dielen je nach Bedarf hochgenommen und wieder eingefügt werden können.

„Jede Diele hat rundherum Magnetstreifen, die sie auf dem metallenen Unterboden anhaften lassen”, erklärt Jones. „Man kann also eine Diele per Saugnapf anheben, die umliegenden Dielen hochhebeln und sie hinterher alle einfach wieder an ihren Platz zurücklegen.” Dadurch wird auch Holzknarren vermieden und der Trittschall wird durch eine zusätzliche Schall absorbierende Schicht zwischen Dielen und Unterboden verhindert. Strapazierte Abschnitte können gegebenenfalls leicht ausgetauscht werden.

Kingspan war so begeistert von dieser Bodengestaltung, dass das Unternehmen diese nun vermarktet. Sie wurde schon in einer Reihe anderer Projekte verwendet.

Rot-Eiche auf so vielfältige Art einzusetzen war auch eine logistische Herausforderung. Abgesehen von der Materialbeschaffung – alles musste das nachhaltige FSC- oder ein vergleichbares Siegel aufweisen und über den Atlantik transportiert werden - wurde die Innnenverkleidung des Vortex in der Schweiz per Laser perforiert, die Lamellenwände aus Brettschichtholz für den Mehrzweckraum in Deutschland gefertigt und der Bodenbelag in Italien hergestellt.

Das Holz braucht Pflege, aber die sollte sich in engen Grenzen halten dank seiner natürlichen Haltbarkeit und wegen der Oberflächenbehandlungen: Der Boden wurde geölt, die Wandverkleidung lackiert. Das neue Gebäude birgt Zeugnis von der Dauerhaftigkeit dieses Werkstoffes; denn beim Aushub für die Fundamentlegung des Bloomberg-Gebäudes stellte man fest, dass dies der Standort eines antiken römischen Mithrastempels war, von dem noch gut erhaltene, tragende Elemente aus Holz ausgegraben wurden. Unter anderem wurden dabei auch 400 Schreibtische aus Holz gefunden, von denen einige zusammen mit anderen Ausgrabungsstücken nun öffentlich zu besichtigen sind in dem von Bloomberg als “neue, gratis zugängliche Kulturstätte” bezeichneten Londoner Mithraeum, im Keller des neuen Gebäudes.

Auf die Frage, ob dieses Projekt Lord Foster dazu anregen wird, auch künftig wieder Rot-Eiche zu verwenden, antwortete Jones knapp „Warum nicht? Wir waren früher dafür bekannt, Stahl und Glas zu verbauen, aber der Markt verändert sich und wir verwenden jetzt allgemein immer mehr Holz”, sagte er. „Unternehmen wollen heute, dass ihre Gebäude eine andere Ausstrahlung haben und mehr den Menschen entsprechen, die dort arbeiten,. Holz ist ziemlich geeignet in beiderlei Hinsicht. Die Menschen werden damit warm, sie fühlen sich wohler mit und in ihrer mit Holz gestalteten Umgebung. Auch wenn jedes Gebäude das Ergebnis von Verhandlungen zwischen Auftraggeber und Architekten ist, werden wir sicherlich künftig mehr Rot-Eiche einsetzen können. Bloomberg ist begeistert vom Ergebnis und wir sind es auch.”

 

Architekt: Foster + Partners
Holzart: Amerikanischer Rot-Eiche 
Fotograf: Nigel Young, Foster + Partners, James Newton, Aaron Hargreaves